Waldimpression, Kurt Bildstein (C) HTK
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Selbstbildnis Kurt Bildstein (C) HTK
Kurt Bildstein - 1928
zum 95. Geburtstag
mit Künstlergespräch am 1.11.23 um 14.30 Uhr

Es klingt wie ein Wunder: Kurt Bildstein wurde im Jahr 1928 in Konstanz geboren. 1951 erhielt er als einer der Ersten zusammen mit dem Basler Künstler Josef Hauser den Hans-Thoma-Preis. Und viele Jahrzehnte später ist er immer noch als freischaffender Maler aktiv. Vor allem demonstrieren seine Werke nach wie vor eine eminente künstlerische Kraft, die die Betrachterinnen und Betrachter augenblicklich in Bann zieht, und eine Lebenskraft, die verblüfft. Das Bernauer Hans-Thoma-Kunstmuseum zeigt ab sofort eine Sonderausstellung zum Schaffen von Kurt Bildstein, die bis zum 12. November zu sehen ist. Die Schau „1898“ des diesjährigen Thoma-Preisträgers Marcel van Eeden wurde in acht Wochen von 1700 Kunstinteressierten gesehen. Es ist zu hoffen, dass die Präsentation seines frühen Vorgängers gleichfalls auf eine hohe Resonanz stößt. Es wäre ein Versäumnis, sie nicht zu besuchen.

In der Bernauer Ausstellung sind sehr frühe und ganz aktuelle Werke Bildsteins zu besichtigen. Und um es deutlich zu sagen: Es nimmt uns gefangen, beispielsweise ein Selbstporträt aus dem Jahr 1947 und ein anderes Selbstbildnis aus der jüngsten Vergangenheit nebeneinander zu sehen. Die alte Arbeit aus den Hungerjahren nach den Schrecken der Nazidiktatur und des Zweiten Weltkriegs wirkt wie eine gelungene Übersetzung aus der damaligen „Kahlschlag-Literatur“ ins Medium der Bildenden Kunst: Es ist ein Bild der Arte povera, die die Schlankheit des Dargestellten förmlich ausstellt und auf reduzierte Farben setzt. Der Porträtierte schaut mit großen Augen fragend in die Welt. Dem Werk haftet nichts Triumphales an; dennoch ist der Daumen erhoben. Es ist unverkennbar ein Bild der Hoffnung auf eine bessere Welt. Und das neue Selbstbildnis zeigt uns einen Kurt Bildstein, der in sich ruht, der weiß, was das Leben mit einem macht, und der weiß, was er in diesem Leben geschafft hat. Das Werk vermittelt uns nicht nur buchstäblich die Größe eines Künstlers, sondern, trotz aller Marginalisierung durch die Politik, das Majestätische der Kunst. Derjenige, der dieses Werk auf der Leinwand festgehalten hat, ist voller Selbstbewusstsein und weiß ganz offenbar: Was bleibt, stiften die Künstler und die Dichter. Die beiden Selbstbildnisse schicken uns gewissermaßen auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Denn sie führen uns vor Augen, was das Vergehen der Zeit für ein Menschenleben bedeutet. Zumal wenn dieses Leben glücklicherweise lange andauert.

Die Bernauer Ausstellung zum Werk von Kurt Bildstein versammelt darüber hinaus zahlreiche Landschaften und Häuserbilder in verschiedenen Techniken, die allesamt faszinieren und, neben vielem anderen, ein deutliches Statement abgeben: Ein Spätwerk muss nicht zwangsläufig in seiner künstlerischen Qualität im Vergleich zum Frühwerk abfallen. Im Gegenteil. Kurt Bildstein befindet sich auf der Höhe seiner Kunst. Und Museumsleiterin Margret Köpfer hat auf kluge Weise eine überzeugende Auswahl aus dem großen Bildbestand getroffen. Am 1. November, 14:30 Uhr, findet in der Ausstellung ein Künstlergespräch mit Kurt Bildstein statt.

Dr. Jürgen Glocker
 
 
Kurt Bildstein, Selbstportrait, 2017
KURT BILDSTEIN - 1928

Bereits mit 23 Jahren erhielt Kurt Bildstein den renommierten Hans-Thoma-Preis. Er wurde 1928 in Konstanz geboren, lebte bis zu seinem elften Lebensjahr in Waldshut und zog dann mit seinen Eltern nach Ettenheim. Nach einer Handwerkerlehre als Maler und Restaurator begann er 1950 mit dem Studium an der Kunstakademie Freiburg, u.a. bei Strübe. von 1954 - 1956 war er als freischaffender Kunstmaler tätig. 1956 eröffnete er einen kunstgewerblichen Betrieb für Restaurierungen und leitete diesen bis 1987. Seitdem arbeitet er wieder als freischaffender Maler, hatte mehrere Ausstellungen im In- und Ausland.
Seit den 2010er beschäftigt er sich wieder vornehmlich mit Wald- und Blumenmotiven. Aus diesem Spätwerk sind Gemälde zu sehen. Bis 15.10. Waldmotive, danach in einer erweiterten Ausstellung auch andere Themen.